Besuch in Gurs | Justus-Knecht-Gymnasium Bruchsal

Besuch in Gurs

Donnerstag, 11. Mai 2017


Schülerinnen und Schüler des JKG besuchen Deportiertenfriedhof in Gurs

Gurs 1

Es war strahlender Sonnenschein in Pau im südfranzösischen Département Pyrénées-Atlantiques als die Sondermaschine landete, die am frühen Morgen vom Baden Airport gestartet war. 99 Teilnehmer waren auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft zur Unterhaltung und Pflege des Deportiertenfriedhofs in Gurs gekommen, um mit einer spanischen und einer portugiesischen Delegation sowie den französischen Gastgebern an die Schrecken im Lager Gurs zu erinnern und der Opfer des Nazi-Regimes zu gedenken. Mehr als 6500 jüdische Mitbürger aus Baden, der Pfalz und dem Saarland wurden nach Gurs deportiert. Mehr als 2000 fanden dort den Tod, andere wurden in Ausschwitz-Birkenau und weiteren Vernichtungslagern ermordet.

Angeführt wurde die Gruppe vom Heidelberger Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler waren dabei, von Heidelberg bis Konstanz. Elisa Lühmann und Peter Wagner vom JKG (Klasse 8s) sowie Lillian Kaufmann und Alexander Doll von der Joss-Fritz-Realschule vertraten Bruchsal. Sie wurden begleitet von OStD Hanspeter Gaal und Thomas Adam von der Stadtverwaltung.

Auf der knapp zweistündigen Busfahrt nach Gurs wurde das Wetter immer schlechter, und es goss schließlich in Strömen – genauso, wie es Deportierte beschrieben hatten. Bis zum Knie wateten sie im Schlamm, wenn es in Gurs und Umgebung tagelang regnete.

Die Gedenkfeier wurde kurzerhand vom Friedhof ins Foyer Rural verlegt. Der Dt. Generalkonsul in Bordeaux, Wilfried Krug, der Präfekt des Départements, Eric Morvan, und weitere Redner hoben die Bedeutung des jährlich stattfindenden Treffens hervor: Die Würde des Menschen sei unantastbar, und Gurs darf nie wieder geschehen!

Beeindruckend waren die persönlichen Worte von Paul Niedermann. Er hatte als Jugendlicher die Leiden in Gurs überlebt. Im vergangenen Jahr besuchte er das JKG. Heute 90 Jahre alt, hat er noch viel vor. Er will jungen Menschen von den Schrecken der Nazi-Herrschaft erzählen.

Am darauf folgenden Montag, den 1. Mai, schloss sich ein Zeitzeugen-Gespräch mit Paul Niedermann und Hans Flohr an und am Nachmittag ein Besuch auf dem Deportiertenfriedhof und im ehemaligen Lager Camps de Gurs. Entlang der knapp zwei Kilometer langen Lagerstraße standen 382 24 x 6m große Baracken für insgesamt 20 000 Menschen. Ursprünglich wurde das Lager von der französischen Regierung für „Spanienkämpfer“ der „Internationalen Brigaden“ gebaut.
Und am frühen Abend hob die Sondermaschine wieder vom Flughafen in Richtung Baden Airport ab – bei strahlendem Sonnenschein.

Bild 1: Mit Paul Niedermann auf dem Deportiertenfriedhof
Bild 2: Friedhof Gurs
Bild 3: Von links nach rechts: Rami Suliman, Vorsitzender des Oberrates der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden, Thomas Adam, Alexander Doll und Lillian Kaufmann (beide JFR), Elisa Lühmann und Peter Wagner (beide JKG), Hanspeter Gaal
Bild 4: Baracke im Deportiertenlager


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