Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes | Justus-Knecht-Gymnasium Bruchsal

Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes

Dienstag, 15. März 2022


Erfahrungsbericht unserer Abiturientin Nina Doll

Als ich letztes Jahr mein Abitur am Justus-Knecht-Gymnasium absolvierte, erfuhr ich bei der Abschlussfeier, dass ich von der Schulleitung für ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes vorgeschlagen wurde, worüber ich mich riesig freute. Nachdem ich im August einen Brief von der Studienstiftung erhalten hatte, blieb mir bis Oktober Zeit, einen zwei- bis dreiseitigen ausformulierten Lebenslauf zu schreiben und einen Fragebogen auszufüllen, welcher weitere Fragen zu mir, meiner Familie und meiner Studienwahl beinhaltete.

Nachdem ich die Bewerbungsunterlagen zusammen mit meinem Abiturzeugnis versendet hatte, kam Anfang November die Einladung zu einem Auswahlseminar im Januar, welches im Online-Format über Zoom stattfand. Das Auswahlseminar dauerte ein Wochenende lang, für welches ich einen siebenminütigen Vortrag über ein kontroverses Thema meiner Wahl sowie die Moderation der anschließenden Diskussion über das Vortragsthema vorbereiten sollte. Neben meinem eigenen Vortrag würde ich über die Vortragsthemen der anderen Bewerberinnen und Bewerber diskutieren und zwei Einzelgespräche mit je einem Kommissionsmitglied führen.

Der Januar kam sehr schnell und damit wuchs auch meine Nervosität vor dem Wochenende. Bei der Begrüßungsveranstaltung, die Freitag Abend über Zoom stattfand, wurden wir sehr herzlich begrüßt und genauer über den Ablauf informiert. Zudem stellten sich die sieben Mitglieder der Auswahlkommission vor, welche zum Großteil selbst einmal von der Studienstiftung gefördert worden waren und die uns in den kommenden Tagen befragen und beobachten würde. Obwohl uns mehrfach versichert wurde, dass wir keine Angst vor dem Wochenende haben müssten, war den meisten die Nervosität doch anzumerken. Nach der Begrüßung wurden wir in Zoom-Räume aufgeteilt, in welchen ich die fünf anderen Bewerberinnen und Bewerber meiner Gruppe kennenlernen durfte, vor denen ich meinen Vortrag halten würde und mit welchen ich den Großteil des Samstags über unsere Vorträge diskutieren würde. Dabei tauschten wir uns auch über die Vortragsthemen aus, sodass jeder etwas Zeit hatte, sich einige Gedanken zu machen.

Die Diskussionsrunden am nächsten Tag stellten sich als sehr angenehm heraus. Beobachtet wurden wir dabei von einem Kommissionsmitglied, welches ohne Bild und Ton im Zoom-Raum anwesend war und unter anderem unsere Vorträge, das Verhalten den anderen Gruppenmitgliedern gegenüber sowie unsere Argumentationsweisen bewertete. Diskutiert wurde in meiner Gruppe über Organspende, ein verpflichtendes Jahr nach der Schule, die Einschränkung von „Global Playern“, das Wahlalter ab 16 und die Präsidentschaft von Barack Obama. Nach meinem Vortrag über die Frage, ob Religionsunterricht an staatlichen Schulen abgeschafft werden sollte, wurde vor allem über die Bedeutung religiöser Bildung gesprochen, sowie Möglichkeiten der Reform von Religionsunterricht erörtert, wobei die 13 Minuten Diskussionszeit pro Vortrag sehr schnell vorüber gingen. Von Konkurrenzkampf merkte man nichts und ich hatte das Glück, in einer sehr angenehmen Gruppe aus verschiedenen Fachrichtungen zu sein, was die Diskussionen, welche ich eher als einen freundlichen Austausch verschiedener Meinungen empfand, vielseitig und interessant gestaltete.

Besonderen Respekt hatte ich vor den beiden Einzelgesprächen, da ich in Erfahrungsberichten gelesen hatte, dass diese besonders herausfordernd seien und man sich nicht oder nur schlecht vorbereiten konnte. Diese Gespräche ähneln typischen Bewerbungsgesprächen nur im geringen Maße. Zwar beziehen sich die Kommissionsmitglieder bei den Fragen oftmals auf den Lebenslauf, darüber hinaus wird man jedoch auch zu fachfremden Themen befragt, muss in der Lage sein, seine begründete Meinung zu verschiedensten Themen äußern zu können und auch auf etwas provokantere Fragen, wie beispielsweise zur eigenen Studienwahl, adäquat reagieren können. Beide Einzelgespräche, die jeweils eine halbe Stunde dauerten, waren ebenfalls in Ordnung und bezogen sich thematisch viel auf meinen Lebenslauf, meine Studienwahl und mein bisheriges Mathematik- und Physikstudium. Zudem sollte ich jedoch auch Fragen wie: „Wie würden Sie das deutsche Schulsystem verändern?“ beantworten, die Zukunft des gedruckten Buches vorhersagen oder ein Konzept präsentieren, welches ermöglicht, Schülerinnen und Schülern aus sozial schwächeren Familien stärker zu fördern und für ein Studium zu motivieren.

Insgesamt wurde ich also von drei verschiedenen Mitgliedern der Auswahlkommission bewertet, welche mir unabhängig voneinander eine Punktzahl zwischen eins und zehn geben konnten, wobei die Summe dann über eine Aufnahme oder Absage entscheiden würde.

Am Sonntag Abend lag dann ein sehr interessantes und spannendes, aber auch sehr anstrengendes Wochenende hinter mir, in welchem ich sehr viele wichtige Erfahrungen sammeln durfte und auf welches ich mit einem positiven Gefühl zurückschaute. Dass das Seminar online stattgefunden hatte, empfand ich einerseits als angenehm, da mir die vertraute Umgebung Sicherheit verlieh, andererseits auch schade, da der Kontakt zu den anderen Bewerberinnen und Bewerber kaum möglich war.

Ich versuchte mir nach dem Wochenende nicht allzu große Hoffnungen zu machen, denn auch wenn es keine offizielle Aufnahmequote gibt, wurde uns mitgeteilt, dass im Schnitt nur eine/r von vier Personen aufgenommen wird. Mehrmals täglich schaute ich in den kommenden zwei Wochen also gespannt in den Briefkasten. Von Erfahrungsberichten wusste ich, dass man schon anhand der Größe des Briefes erkennen konnte, ob man eine Zu- oder Absage erhalten würde: Ein großer Brief bedeutet eine Zusage, ein kleiner eine Absage. Und nach anderthalb Wochen kam dann endlich der Brief – und es war ein großer.

Ich möchte mich deshalb ganz herzlich bei der Schulleitung für den Vorschlag bedanken! Ich freue mich sehr über die Möglichkeiten, die sich mir dadurch eröffnen und bin sehr gespannt, was die kommenden Jahre bringen werden.

Zudem möchte ich diejenigen ermutigen, die diese Chance ebenfalls erhalten und vorgeschlagen werden, sich zu bewerben und das Auswahlverfahren mitzumachen. Ungeachtet des Ergebnisses sammelt man in dem Auswahlverfahren sehr viele Erfahrungen, an denen man wächst und auf die man sehr stolz sein kann!

Text und Foto: Nina Doll


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