Gemeinschaftskunde – Außerunterrichtliche Veranstaltungen | Justus-Knecht-Gymnasium Bruchsal

Gemeinschaftskunde – Außerunterrichtliche Veranstaltungen


„Es gibt kein Sparen ohne Schulden!“

Wirtschaftsexperte in der „digitalen Aula“

Heiner Flassbeck 2016

In normalen Zeiten laden wir am JKG externe Expert*innen in unsere Schulaula ein – so z. B. Gregor Gysi im Herbst 2019. Aufgrund der derzeitigen Situation ist dies jedoch nicht möglich. Die Verlagerung des Unterrichts ins Home-Office bringt jedoch neue Möglichkeiten mit sich. So wird der Leistungskurs Politik von Herrn Fuchs derzeit in Online-Sitzungen durchgeführt.

In unserer Online-Stunde am 29.04.2020 hatten wir den renommierten Volkswissenschaftler Heiner Flassbeck (u.a. langjähriger Chefökonom der UNO im Bereich Welthandel und Entwicklung; Staatssekretär im Finanzministerium), aus der Region Genf zugeschaltet. In Form eines einstündigen Radiointerviews beantwortete er die vielen Fragen der Schüler*innen zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise. Flassbeck war bereits 2016 zu Gast am JKG (siehe Foto) und warnte damals vor den Folgen der starken Exportabhängigkeit Deutschlands, die er auch diesmal nochmals bekräftigte.

Für ihn stellt die Corona-Krise einen wirtschaftlichen Schock dar, den man bisher nicht kannte, weil er bewusst von der Politik „verursacht“ worden sei, um Menschenleben zu schützen. Im Vergleich zur Weltwirtschaftskrise von 2008 befürchtet er dieses Mal einen viel größeren Einbruch des Bruttoinlandsproduktes in der Bundesrepublik Deutschland, der mehr als 10% oder im schlechtesten Falls sogar mehr als 15% betragen könnte.

Auf die Frage einer Schülerin, ob der Staat bereits nach einem Jahr wieder zur „Schwarzen Null“ zurückkehren sollte, antwortete Flassbeck, dass Deutschland selbst nur eine „Schwarze Null“ halten könne, wenn andere Länder bereit wären sich zu verschulden, um in Deutschland einzukaufen. Dies sehe er in der gegenwärtigen Situation jedoch nicht. Dabei bringt er es auf eine kurze Formel: „Es gibt kein Sparen ohne Schulden!“ Grundsätzlich stellt er somit das Prinzip der „Schwarzen Null“ in Frage, weil es wirtschaftspolitisch nicht logisch sei.

Laut Flassbeck wäre es nun viel wichtiger die vielen Unternehmen zu stützen, die um ihre wirtschaftliche Existenz bangen müssten. Dabei seien Kredite, aber auch andere Staatshilfen notwendig, bis sich die Lage wieder stabilisiert habe. Bezüglich der Auszahlung von Kurzarbeitergeld habe er sich bereits zu Beginn eine Garantie von 100% des Lohnes z. B. für drei Monate für die Beschäftigten gewünscht, um ihnen die entsprechende Sicherheit zu geben, bis die schwierige Phase vorüber sei. Dies sei allein deshalb notwendig, um die Nachfrage nach dem „Shutdown“ wieder zu generieren.

Der Experte antwortete auf die Frage eines Schülers nach der Dauer der Krise, dass wir mit den wirtschaftlichen Folgen leider noch lange zu tun haben werden. Für Flassbeck steht außer Frage, dass dabei die EU und die EZB eine viel wichtigere Rolle spielen sollten und die nationalen Alleingänge beendet werden müssten.

Insgesamt resümierte der Kurs, dass das Interview mit Heiner Flassbeck eine sehr interessante Erfahrung war, vor allem, weil man die eigenen Fragen von einem Wirtschafts- und Finanzexperten direkt beantwortet bekam.

Der Vortrag und die Diskussion aus dem Jahr 2016 können unter folgenden Links angesehen werden:

Prof. Dr. Heiner Flassbeck – „Die Volkswirtschaft jenseits von Ideologien und Vorurteilen“

Angehende Abiturienten diskutieren mit Prof. Dr. Heiner Flassbeck

Text: Fu

Foto: Fu


„Nur mal kurz die Welt retten…!“

UNO-Planspiel GK

Der Neigungskurs KII Gemeinschaftskunde (Herr Fels) und der Leistungskurs KI Gemeinschaftskunde (Herr Fuchs) des JKG haben am Montag, den 27.01.2020, einen Besuch von zwei Vertretern der Landeszentrale für politische Bildung aus Heidelberg bekommen. In einem Rollenspiel wurde dabei die Rolle der Vereinten Nationen in internationalen Konflikten simuliert. Unter dem Motto „Nur mal kurz die Welt retten“ ging es um den hochkomplexen Israel-Palästina-Konflikt.

Die Nationen des UN-Sicherheitsrates wurden von Schülergruppen repräsentiert, die die Interessen der jeweiligen Nation realitätsgetreu vertreten haben. Die Prozedur der UN-Sondersitzung wurde vollständig durchlaufen. Dabei kam es zu formellen und informellen Diskussionen zu der vorgeschlagenen UN-Resolution. Obwohl die Resolution am Ende aufgrund des Vetos eines ständigen Mitglieds des Sicherheitsrates nicht verabschiedet wurde, bekamen die Schülerinnen und Schüler einen praktischen Einblick in die internationale Politik. Interessanterweise schlug Präsident Trump zwei Tage nach der Simulation einen ähnlichen Vorschlag zur Lösung des Nahostkonfliktes vor!

Text: Neigungskurs Gemeinschaftskunde, Fs

Foto: Lea Reineck


Die Aula des JKG als „kleiner Bundestag“

Gregor Gysi und LK Politik

„Politiker müssen so reden, dass die Menschen es auch verstehen“, so der ehemalige Fraktionsvorsitzende der Partei Die Linke, Gregor Gysi, der am 2. Oktober 2019 den fünfstündigen Leistungskurs Politik von Politiklehrer Mathias Fuchs in der Aula des Justus-Knecht-Gymnasiums in Bruchsal besuchte. Mit Gregor Gysi war einen Tag vor dem 29. Jahrestag der Wiedervereinigung ein Zeitzeuge dieses Ereignisses anwesend, der betonte, dass während des ganzen Prozesses „nicht ein einziger Schuss“ gefallen sei.

Gysi antwortete – in der als kleiner Bundestag umgebauten Aula – auf die zahlreichen Fragen, die die Schülerinnen und Schüler in den Wochen davor mit ihrem Politiklehrer vorbereitet hatten. Dabei erfuhren sie, dass Gysi selbst den Mauerfall quasi verschlafen hatte, weil am darauffolgenden Tag ein wichtiger Gerichtsprozess anstand, den er als Anwalt begleitete. Bei seiner ersten Westreise nach Paris sei ihm aufgefallen, dass es über 40 Käsesorten gab, in der DDR selbst lediglich vier!

Auf die Frage, wie er zu seinem Beruf gekommen sei, antwortete Gysi, dass er zunächst den Anwaltsberuf und erst später den Beruf des Politikers ergriffen habe. Dabei gestand er, dass ihn sowohl im Anwaltsberuf als auch im Bereich Politik „Probleme anziehen“, die er lösen möchte. Auch betonte er auf Nachfrage, dass er einen normalen Alltag quasi nie hatte, da er insgesamt vier Berufe (Politiker, Moderator, Anwalt, Autor) und sieben Büros habe. Angesprochen auf die Tatsache, dass die Partei Die Linke viele Stimmen an die AfD verloren habe, antwortete er: „Wir müssen uns wieder mehr um die Menschen kümmern, insbesondere in den neuen Bundesländern“. Zudem sei es wichtig, dass parteiinterne Probleme nur 20% ausmachen, 80 % sollte man sich mit den Problemen der Menschen beschäftigen! Zuletzt zeigte sich Gysi sehr beeindruckt von Greta Thunberg und betonte, dass die Partei Die Linke im Gegensatz zur Partei Bündnis90/Die Grünen für eine soziale Umweltpolitik stehe.

Ein großes Dankeschön geht an dieser Stelle an den ehemaligen Schulleiter des JKG, Hanspeter Gaal, den Vorsitzenden des Deutsch-Israelischen Freundeskreis im Stadt und Landkreise Karlsruhe e.V., Bernd Morlock und den Landrat, Dr. Christoph Schnaudigel, die die Veranstaltung im Vorfeld mit vorbereitet hatten.

Text: Fu
Foto: © Rebecca Sand


“Deutschland in guter Verfassung? – 70 Jahre Grundgesetz”

Bruchsaler Schlossgespräche 2019

“Wir brauchen Menschen, die bereit sind die Verfassung zu leben”, mit diesen Worten mahnte der Bundesverfassungsrichter Peter Müller die anwesenden Gäste der Bruchsaler Schlossgespräche, zu denen die Bertold-Moss-Stiftung am 8. Mai 2019 unter dem Titel “Deutschland in guter Verfassung? – 70 Jahre Grundgesetz” ins Bruchsaler Schloss eingeladen hatte. Auch 15 Schülerinnen und Schüler des Justus-Knecht-Gymnasiums Bruchsal waren gemeinsam mit ihrem Gemeinschaftskundelehrer Mathias Fuchs als Gäste geladen.

Exklusiv hatten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 11t und 10a die Möglichkeit mit Herrn Müller vor und nach seinem Vortrag über den Alltag eines Bundesverfassungsrichters, seine frühere Tätigkeit als saarländischer Ministerpräsident und richtungsweisende Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichtes zu sprechen und zu diskutieren. Dabei erläuterte Müller z. B. die Entscheidung die NPD nicht zu verbieten. Auch auf die aktuelle Debatte der Wohnungsenteignungen ging er ein und stellte dar, inwiefern Art. 14 und Art. 15 im Grundgesetz zu verstehen sind. Brennend interessiert waren die Schülerinnen und Schüler auch an einer Aussage bezüglich des durch das EU-Parlament beschlossenen neuen Urheberrechtes, worauf Herr Müller allerdings als Bundesverfassungsrichter keine Einschätzung abgeben durfte.

Interessant war zudem der 50-minütige Vortrag in dem Müller zunächst das Scheitern der Weimarer Republik skizzierte und dabei feststellte: “Demokratie braucht Demokraten”. Anschließend widmete er sich der 70-jährigen Erfolgsgeschichte des Grundgesetzes, das eigentlich als Provisorium gedacht war und zum Definitivum wurde. Dabei sieht Müller vor allem in der ursprünglichen Offenheit des Grundgesetzes einen Baustein des Erfolges und sprach sich daher für eine “notwendige Entrümpelung” des Grundgesetzes aus, das in den letzten 70 Jahren immer komplexer wurde. Das Bundesverfassungsgericht – als Hüter dieses Grundgesetzes – sieht er als das “stärkste Verfassungsgericht der Welt” an.

Am Ende hatte der Bundesverfassungsrichter noch eine Botschaft an die anwesenden Gäste und die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland: “Achtet die Politiker, die sich täglich für das Grundgesetz und die Demokratie einsetzen, andere haben wir nicht”.

Text: Fu
Foto: © Thomas Rebel



Ulli Hockenberger zu Besuch im JKG

11t

Am Montag, 21. Januar besuchte der Bruchsaler Landtagsabgeordnete Ulli Hockenberger das Justus-Knecht-Gymnasium. Anlass war eine Veröffentlichung in der Bruchsaler Rundschau und ein Brief, den der Elternbeirat an Ministerin Dr. Susanne Eisenmann geschrieben hatte.

Zunächst nahm der Abgeordnete am Gemeinschaftskunde-Unterricht der Klasse 11t teil und stand den Schülerinnen und Schülern Rede und Antwort. Er beantwortete Fragen zu seinem Werdegang vom Bürgermeister zum Landtagsabgeordneten, zum Alltag in Stuttgart und im Wahlkreis Bruchsal. Der Stand der Digitalisierung und die Planungen der Politik für Baden-Württemberg waren ebenso Thema wie Bildung und Schule „im Ländle“. Warum fällt relativ viel Unterricht aus? Warum gibt es in Klasse 11 nur eine Stunde Gemeinschaftskunde-Unterricht? – Welchen Beitrag kann die Schule leisten, um „mündige und aufgeklärte“ Bürgerinnen und Bürger aus der Schule zu entlassen? – Die Themenpalette war vielfältig.

Im anschließenden Gespräch wurde über die „Lehrerversorgung“ gesprochen. Neben den Mitgliedern der erweiterten Schulleitung nahmen auch zwei Vertreter des Örtlichen Personalrats, darunter die Vorsitzende Sandra Bail, der Elternbeiratsvorsitzende Prof. Dr. Gerald Oberschmidt und seine Stellvertreterin Nadine Baron-Urban teil.

Die Lehrerversorgung war zu Beginn des Schuljahres nicht ausreichend. Klassenlehrerstunden mussten gestrichen werden, und Vertretungen bei Krankheit und Elternzeit waren nicht gewährleistet.

Fünf Lehrkräfte sind von anderen Schulen ans JKG abgeordnet, das heißt unterrichten an zwei Schulen mit den entsprechenden Problemen und Unzulänglichkeiten. Weitere Lehrkräfte haben lediglich einen Zeitvertrag, der am Ende des Schuljahres ausläuft.

Dass diese Situation nicht befriedigend, nicht nachhaltig ist, darüber waren sich alle einig. Abgeordneter Ulli Hockenberger betonte, dass es das Recht und die Pflicht der Eltern sei, auf Probleme bei der Unterrichtsversorgung hinzuweisen. Er bedankte sich ausdrücklich, auch für interessante und konstruktive Gespräche, und sicherte seine Unterstützung zu.

Zum Abschluss besuchte Ulli Hockenberger die neue Vorbereitungsklasse. Im Gespräch mit den Lehrkräften konnte er sich ein Bild von den ganz anderen Problemen und Herausforderungen mit Schülerinnen und Schülern machen, die extrem unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen und gemeinsam beschult werden sollen.

Text: Ga
Foto: N.N.



Vortrag „Bildung als Provokation“ von Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann

Erweiterter Vorstand PhV Nordbaden

„Bildung als Provokation“, – so lautete der Titel eines Vortrags des renommierten Philosophieprofessors und Bestseller-Autors Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann am Justus Knecht-Gymnasium in Bruchsal. Eingeladen zu der gut besuchten Veranstaltung hatte der Philologenverband Nordbaden. Mathias Fuchs, stellvertretender Vorsitzender der Jungen Philologen in Nordbaden und Karin Fetzner, stellvertretende Landesvorsitzende des PhV BW, sprachen einführende Worte und dankten vorab der anwesenden Oberbürgermeistern Frau Petzold-Schick und dem Schulleiter des JKG, Herrn OStD Gaal, für die Organisation und Bereitstellung der Aula.

Der Stellenwert der Bildung als solcher sei unhinterfragt, führte der Referent gleich zu Beginn aus. Jeder nicke mit dem Kopf und bejahe die Frage nach der Notwendigkeit von Bildung. Andererseits werde es schwierig, wenn es um die Präzisierung des Bildungsbegriffs gehe, an das „Eingemachte“ sozusagen, das die Inhalte von Bildung beschreibt. Je konkreter Bildung gefasst würde, umso mehr gelte sie als Provokation und der Gebildete an sich schon als verdächtig. Nicht mehr Inhalte stünden heute im Vordergrund, sondern der unmittelbare Nutzen von Bildungsinhalten. Dies hänge mit ausgedehnten Begriffsverschiebungen von Bildung in den letzten Jahren zusammen. Alles könne man inzwischen unter Bildung verstecken, angefangen über Erziehung, Qualifizierung, Lernen lernen, Inklusion bis zu Fragen des Klimaschutzes und dem Erwerb vielfacher Kompetenzen. Entsprechend dieses breiten Spektrums kümmerten sich zahlreiche Bildungsexperten, darunter auch solche, die sich selbst dazu ernannt haben, und Bildungspolitiker beflissen und unermüdlich um Fragen der Bildung im weitesten Sinne, vor allem aber um die unmittelbare Anwendbarkeit von Bildung. Kulturelles Bildungswissen aus den Bereichen Literatur, Philosophie, Religion, Kunst, Musik, und den Alten Sprachen gelte demgegenüber als „Spielzeug des Bildungsbürgers“, das vorschnell als unnützer Ballast empfunden werde.

Bildung, so der Dozent, sei eben gerade nicht auf die unmittelbare Nutzanwendung ausgerichtet, sondern darauf, Probleme überhaupt erst zu erkennen, ein Problemlösungsbewusstsein zu generieren und das Urteilsvermögen von jungen Menschen zu schulen. Die Kenntnisnahme und Erforschung der Welt führe bei entsprechenden Vorbildern auch zu Selbstbildung und Selbstgestaltung, letztlich im Humboldtschen Sinne zur „proportionierlichen Entfaltung“ einer stimmigen Persönlichkeit, die vielfältige Talente und Fähigkeiten entwickelt habe. Voraussetzung dafür seien nach Humboldt die Freiheit des Lehrenden und des Lernenden sowie die Mannigfaltigkeit von Bildungsangeboten. Dazu bedürfe es der Rückkehr zu den Inhalten, zum eigentlichen Stoff des Bildungsgeschehens, der nicht beliebig sein dürfe. Wenn in manchen Bildungsplänen nur noch Goethes Faust als Pflichtlektüre genannt werde, sei das schon besorgniserregend. Nicht wie gelernt wird sei entscheidend, sondern „was“ gelernt werden soll.

Dem zeitgeistigen Trend zur „Einfalt“ und Vereinheitlichung im Bildungsbereich müsse Einhalt geboten werden. Die Digitalisierung eröffne einerseits in diesem Zusammenhang unbegrenzte Möglichkeiten der Informationsbeschaffung in allen Wissensgebieten. Auf der anderen Seite drohe durch die Digitalisierung Verlust von Freiheit durch Vereinheitlichung und Standardisierung insbesondere dann, wenn Softwarefirmen Lerninhalte vorgeben und dadurch ein starker Normierungsdruck an Schulen und Universitäten erzeugt werde. Ferner vermisse man einen „Run auf Bildungsinhalte“, wo doch im Internet Wissen in allen Bereichen fast allen offenstehe. Oder ist es gerade diese Unendlichkeit an Wissensangeboten, die junge Menschen lähmt, wie der Autor kritisch hinterfragt?

Wenn Bildung so wichtig sei wie einem der öffentliche Diskurs glauben machen möchte, dann müsse in dieser Diskussion auch der „Gebildete“ vorkommen, der sich in der Literatur als versiert und belesen auszeichnet, freilich ohne sein Wissen arrogant zur Schau zu stellen. Allein ihn sucht man vergebens. Ja noch nicht einmal der „Bildungsnahe“, so der Referent, stehe im Ziel bildungspolitischer Offensiven.

Eltern, Lehrer und Bildungsexperten an Schulen und Universitäten haben nach Liessmann die Aufgabe, eine geeignete Auswahl an Lerninhalten vorzugeben, die Kindern und Jugendlichen echte Orientierungsmöglichkeiten bieten. In der Auseinandersetzung mit Vorbildern, auch und gerade in der Literatur, mit denen man sich identifizieren kann, bzw. von denen man sich bewusst absetzen möchte, würden Veränderungen in Gang gesetzt, welche der Persönlichkeitsreifung zugutekämen

Abschließend plädierte Professor Liessmann für einen Kanon Europäischer Literatur mit den 27 wichtigsten Werken, die möglichst viele Europäerinnen und Europäer gelesen haben sollten, um mehr Gemeinsamkeiten in der europäischen Kultur-und Geistesgeschichte zu entdecken, nicht zuletzt zum Erwerb eines gemeinsamen europäischen Grundwissens, welches das Zusammenleben und das gegenseitige Verständnis in Europa gedeihen lasse.

Im Anschluss an den Vortrag stellte sich Liessmann versiert und kenntnisreich den zahlreichen Fragen der aufmerksamen Zuhörerschaft. Das Publikum dankte mit anhaltendem Beifall.

Text: Stephan Neubrand (November 2018)
Foto: Fu (November 2018)



Berlin-Fahrt des Gemeinschaftskundekurses im September 2018

Gruppenbild-Berlin

„Frau Ungemaaach, ich soll Sie dran erinnern, dass wir nach Berlin fahren wollen!“ Dieser Satz läutete über Wochen hinweg den Beginn einer neuen GK-Stunde ein, und erst als Frau Ungemach sich endlich geschlagen gab, standen ihr wieder je 45 Minuten an Unterricht ohne derartige Störungen zur Verfügung. Am Donnerstag, den 27.09. war es dann auch endlich soweit und 12 unserer 16 Kursmitglieder fanden sich am Bruchsaler Bahnhof ein, beaufsichtigt von Herr Scherrer, der die große Ehre hatte, mit uns seine erste „Klassen“-fahrt als Lehrer anzutreten. Unterwegs stießen noch die restlichen Schülerinnen sowie Frau Ungemach zu uns, sodass es endlich richtig losgehen konnte.

In Berlin angekommen bezogen wir unser Hotel, welches sehr praktisch direkt am Hauptbahnhof gelegen war. Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es los mit einer kleinen Stadterkundung, teils zu Fuß, wobei wir allerdings durch das Eintreffen des türkischen Präsidenten Erdogan und damit verbundenen Absperrungen ziemlich eingeschränkt waren, aber nichtsdestotrotz eine interessante „Entdeckung“ machten: Jürgen Trittin von Bündnis90/Die Grünen, der gerade für eine Art Filmdreh oder Ähnliches unterwegs war. Die ganz Mutigen unserer Truppe scheuten sich nicht, ihn direkt nach einem Gruppenfoto zu fragen. Zum anderen Teil waren wir mit dem Bus 100 unterwegs, der als reguläre Linie viele innerstädtischen Sehenswürdigkeiten abfährt.

Am Abend besuchten wir das Kabarett „Distel“, wo wir eine satirische, politische Vorführung anschauten, die von einer eigenen Staatsgründung dreier Personen handelte. Long story short, das Wichtigste, was wir mitnahmen, waren die drei Sätze, die ein jeder Handwerker – und noch bedeutender – jeder Politiker im Schlaf auswendig können muss: „Da müssen wa nochmal ran“, „Das wird aber nicht billig“ und „Das hat mein Vorgänger versaut“ (was sich durchaus bewahrheiten sollte!). Damit schlossen wir den Abend ab und waren alle froh, erschöpft ins Bett zu dürfen.

Der Freitag sollte für uns zeitig beginnen, da wir um neun Uhr mit dem Bundestagsabgeordneten unseres Wahlkreises, Olav Gutting von der CDU, verabredet waren. Erneut sollte uns Herr Erdogan oder vielmehr die ihn betreffenden Sicherheitsvorkehrungen einen Strich durch die Rechnung machen: das Durchdringen zum Bundestag war, egal über welchen Weg, für uns schlichtweg unmöglich. Doch die sich teilweise breitmachende Enttäuschung darüber, Herrn Gutting nicht mit unseren anspruchsvollen politischen Fragen auf den Zahn fühlen zu dürfen, kam zu früh: wenn wir nicht zu ihm kommen könnten, erklärte er sich kurzerhand bereit, einfach zu uns zu kommen, und so trafen wir ihn in der Lobby unseres Hotels.

Im Lauf des Gesprächs zeichnete sich teils mehr, teils weniger ab, dass wir ihm nicht in jeder Hinsicht zustimmen konnten, und stellten auch kritische Fragen. Zuvor unterschätzte er jedoch das Niveau des Kurses, indem er uns grundlegende Informationen über das politische System der Bundesrepublik „näher“ brachte. So bewegten wir uns gemeinsam in einer thematischen Bandbreite von Wahlergebnis über den Hambacher Forst („das haben seine Vorgänger versaut“) bis zur Einkommensschere (die ja glücklicherweise nicht mehr weiter auseinander gehe, sondern jetzt parallel verlaufe – eine Schere parallel???). Zu guter Letzt postete Herr Gutting ein Gruppenbild mit uns auf Instagram (worauf er dank uns mindestens doppelt so viele Likes wie sonst erhielt.)

Den Mittag haben wir an der Bernauer Straße, wo die ehemalige Grenze zwischen DDR und BRD verlief, verbracht, wo wir von Infotafeln und Frau Ungemach viel Wissenswertes erfahren konnten. Am Abend stand bald der nächste Programmpunkt an: ein Vortrag im Bundestag und die Besichtigung der Kuppel. Freundlicherweise durften wir uns sogar die letzten zehn Minuten einer echten Bundestagssitzung anschauen, bevor unser Vortrag begann, in dem wir einige interessante Details zum Bundestag erfuhren. Nachdem wir von der Kuppel aus noch einen Blick aufs nächtliche Berlin werfen konnten und dabei auch eine Kolonne von mindestens 50 Polizeiautos beobachten konnten, die schätzungsweise mit Erdogan zu tun hatten, teilte sich die Gruppe auf, um nochmal etwas essen zu gehen und den Tag ausklingen zu lassen.

Mit dem Samstagmorgen brach unser letzter ganzer Tag in Berlin an, dessen Vormittag wir frei gestalten durften und dementsprechend gruppenweise den jeweiligen Interessen nachgingen – für die einen hieß das Shoppen, die anderen nutzten die Gelegenheit für Sightseeing und die ganz Schlauen legten sich einfach nach dem Frühstück nochmal ein paar Stunden ins Bett.

Nachmittags trafen wir uns wieder zum nächsten gemeinsamen Programmpunkt, der Besichtigung des Stasi-Gefängnisses Hohenschönhausen. Nach einer Einstimmung durch einen Film begann unsere Führung, die tatsächlich von einem Zeitzeugen, Mischa Naue, gehalten wurde. Gleich zu Beginn nutzte er die Gelegenheit, uns klarzumachen, wie gut wir es im Moment in unserem Land haben, und wie unglaublich wichtig unsere Demokratie und Freiheit ist, auch wenn wir, die wir es gar nicht anders kennen, vielleicht gar nicht auf dem Schirm haben, dass es jederzeit schlimmer kommen kann, wenn die falschen an die Macht kommen, und dass wir alles in unserer Macht Liegende tun sollten, um das zu verhindern.

„Dann gehn wa mal spaziern, nhe“, und los ging unser Rundgang durch den Ort, an dem sich unvorstellbarer Horror abgespielt hat, bis vor nicht einmal 30 Jahren. Eindrücklich beginnt der für Republikflucht Verurteilte seine Zeit dort zu schildern, vier Monate verbrachte er im Gefängnis Hohenschönhausen, weitere acht an einem anderen Standort. Wahnsinnig erschütternd und packend sind seine Erzählungen, und immer klarer führt er unserer Gruppe vor Augen, was er und viele andere durchlebt haben, wie sie Tag für Tag gequält und gefoltert wurden, physisch und psychisch, bis sie daran zerbrochen sind. Es sind Geschichten, die wir uns heutzutage nicht vorstellen können und nicht vorstellen wollen, angesichts aktueller Geschehnisse aber fast vorstellen müssen. Er zeigt uns die normalen Zellen, schildert ganz genau, was ihm angetan wurde, von Schlafentzug über körperliche Verletzungen bis hin zu harten Bestrafungen. Auch eine Außenzelle und die sogenannte Gummizelle konnten wir anschauen, er selbst kommt in diese nicht mit hinein. Noch sichtbar trägt er Wunden auf dem Körper, die ihm zugefügt wurden, doch viel schlimmer, sagt er, ist das psychische Leid, wenn schlafen unmöglich ist, geliebte Verwandte ebenfalls verurteilt werden, uns nichts mehr von Menschenwürde zu spüren ist. Mehrere Male eine Woche, zwei Mal 12 Tage verbrachte er alleine, ohne die Möglichkeit zu liegen oder zu sitzen, unregelmäßig mit Nahrung versorgt, in der dunklen Gummizelle. Später fand er heraus, seine Freunde hatten ihn verraten. Noch vieles mehr erzählt er uns, und ich spreche für alle, wenn ich sage, dass dieser Besuch unglaublich bewegend, schockierend und ergreifend war, und dass wir ihn nie vergessen werden. Umso schöner ist es danach zu hören, was Herr Naue nach jener Zeit aus seinem Leben gemacht hat, welche Träume er verwirklichen konnte, und dass es ihm gut geht, denn nichts wünscht man ihm mehr. Während und nach dem Abendessen verbrachten wir einen höchst amüsanten letzten Abend.

Der Abreisetag war da. Wir statteten dem Brandenburger Tor noch einen kurzen Besuch ab, bevor es auch schon an die Heimreise ging, Damit war unsere Fahrt auch schon vorbei, und wir hatten definitiv eine tolle Zeit, haben uns alle gut verstanden und hatten auch echt Glück, zwei so lockere und nette Lehrer dabei gehabt zu haben, die uns genug Freiheiten gelassen haben und sich nicht gescheut haben, Späße mitzumachen. Wir bedanken uns für die schönen Tage und freuen uns schon auf die nächste Kursfahrt!

Text: Marie (September 2018)
Foto: Ug (September 2018)



„Das Tablet soll dem Unterricht dienen…“

Tablets Freundeskreis

Bundestagswahl. Börsenkurse. Naturkatastrophen. Die Fächer Gemeinschaftskunde, Wirtschaft und Geographie sind dem Aktualitätsprinzip verpflichtet. Doch kann man aktuellen Unterricht mit Büchern machen, die bereits mehrere Jahre alt sind? Nein! Und deshalb hat sich eine Riege junger Kolleginnen und Kollegen unter Federführung von Bettina Bastian, Mathias Fuchs und Dominik Petko Gedanken gemacht, wie der Unterricht moderner und aktueller werden kann. Während andere Fächer wie selbstverständlich z. B. Versuchsräume, Computerräume oder Kunsträume besitzen, fehlen den gesellschaftlichen Fächern solche Möglichkeiten. Die Idee Tablets einzuführen, um sowohl mobilen, flexiblen, aktuellen als auch schülerorientieren Unterricht zu ermöglichen, bot die Lösung. Das wichtigeste Credo der Arbeitsgruppe war dabei: „Das Tablet soll dem Unterricht dienen und nicht der Unterricht dem Tablet!“

Beim Freundeskreis des Justus-Knecht-Gymnasiums und dem Vorsitzenden Harald Eßwein stieß man mit der Idee auf offene Ohren. Nach einem ersten darstellen der Möglichkeiten, die die Tablets im täglichen Unterricht als Mehrwert bieten, war man sich einig, dass man just zum 125-jährigen Schuljubiläum in die Zukunft der Schule und der gesellschaftswissenschaftlichen Fächer investieren möchte. Am 31.01.2018 konnten bei der Hauptversammlung des Freundeskreises des Justus-Knecht-Gymnasiums die 15 Tablets feierlich an die Initiatoren und Betreuer Bettina Bastian, Mathias Fuchs und Dominik Petko überreicht werden. Zukünftig sollen diese Tablets den Unterricht an vielen Stellen verbessern. So sind digitale Schulbücher genauso denkbar, wie digitale Arbeitsblätter. Auch die klassische Internetrecherche zu aktuellen Statistiken, Grafiken oder Karikaturen sowie der Einsatz als Präsentationstablet sind geplant. An dieser Stelle möchten wir uns herzlich für die Untersützung des Freundeskreises bedanken.

Text: Fu (Februar 2018)
Foto: Fu (Februar 2018)



Vorsprung durch Exkursion: Besuch im Audi-Werk in Neckarsulm

Audi

Wenn Roboter Menschen ersetzen, werden dann Arbeitsplätze gefährdet? Oder sichern modernste Fertigungstechniken Arbeitsplätze in Deutschland? Um diesen und anderen Fragen nachzugehen, startete die Klasse 10e mit ihrem Gemeinschaftskundelehrer Mathias Fuchs und mit Thilo Zieger am 3. Juli 2017 in den frühen Morgenstunden zum Audi-Werk nach Neckarsulm. Bereits im Vorfeld hatte sich die Klasse im Rahmen des Bildungsplanes mit dem wirtschaftlichen System in Deutschland und weltweit auseinandergesetzt.

In den Werkshallen konnten die Schülerinnen und Schüler des Justus-Knecht-Gymnasiums anhand modernster Fertigungstechnik die Produktion von verschiedenen Audi-Modellen live mit verfolgen. Es begann mit dem Presswerk, in dem Tonnen von Aluminium in die entsprechende Audi-typische Form gepresst werden und endete mit der Verarbeitung der Karosserieteile durch ca. 1500 vollautomatische Roboter. Der Herstellungsprozess konnte hautnah begleitet werden.

Anschließend wurde mithilfe eines 3-D-Film weitere Aspekte der Autoproduktion vorgestellt. Für viele Schülerinnen und Schüler bildete aber auch die Besichtigung von verschiedenen neuen Audi-Modellen im Foyer des Besucherzentrums einen Höhepunkt.

Neben den technischen Aspekten der Autoproduktion informierten sich die Schülerinnen und Schüler auch über die Folgen des Abgasskandals von VW und Audi, gingen auf den Rücktritt von Ferdinand Piech als Aufsichtsratsvorsitzender von VW ein und erkundigten sich über die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Audi-Werk.

Text: Ga (Juli 2017)
Foto: N.N.



Kommunales Sozialforum der Stadt Bruchsal am 20.10.2016

JKG-Schülerinnen an Diskussion beteiligt

Wie kann die Kommune den sozialen Herausforderungen in der Zukunft gerecht werden? Mit dieser Frage beschäftigten sich zahlreiche Experten, aber auch 5 Schülerinnen des Neigungskurses Gemeinschaftskunde von OStR Fels beim kommunalen Sozialforum, und sie hofften wie viele der rund 300 interessierten Bürgerinnen und Bürger auf Antworten.

Nach den Grußworten von Frau Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick und einem einleitenden Vortrag von Herrn Manfred Lucha MdL, Minister für Soziales und Integration (Foto), fanden parallel vier Symposien zu unterschiedlichen Themen statt, die von den Schülerinnen protokollierend begleitet wurden. Symposium 1 setzte sich mit dem Thema Chancengleichheit, Partizipation und bürgerschaftliches Engagement auseinander, Symposium 2 betrachtete Integration als Herausforderung für die Kommunen, Symposium 3 zeigte Aspekte einer generationengerechten und familienbewussten Kommune auf, und Symposium 4 erläuterte die Herausforderung der kommunalen Gesundheitsförderung in naher Zukunft sowie die Themen Inklusion und Pflege.

Sozialforum-Okt-2016

In einer anschließenden Podiumsdiskussion unter der Leitung von Martin Besinger (SWR) diskutierten einige Referenten der Symposien zusammen mit der Oberbürgermeisterin unter dem Motto „Verschiedene Akteure – Unterschiedliche Verantwortung – Gemeinsames Handeln“. Trotz zum Teil gegensätzlicher Ansichten verlief die Diskussion weitgehend harmonisch. Die Schülerinnen Emma-Sophie Betz, Anita Eichmann, Lena Fesenbeck, Nina Haberland und Eveline Zinn bekamen gegen Ende die Gelegenheit, auf der Bühne ihre Sicht zu den Symposien und der Diskussion darzulegen. So wurden Maßnahmen zur Integration im Alltag, die über die weitläufig bekannten politischen Maßnahmen hinaus gehen, als wichtige Herausforderung ebenso begrüßt wie bürgerschaftliches Engagement, welches jedoch ein weiteres Auseinanderdriften der Schere zwischen arm und reich und damit verbunden mehr Chancengleichheit voraussetzt. Wertvoll waren aber auch kritische Anmerkungen, etwa dass trotz des demografischen Wandels verstärkt auf familien- und nicht nur altersgerechte Stadtbauplanung Wert gelegt werden sollte. Ebenso dürfe man nicht dem Trugschluss unterliegen, dass die Förderung von verstärkter „Kopfarbeit“ durch die zunehmende Digitalisierung auch eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit legitimiere; stressbedingte Krankheiten gerade durch die Digitalisierung seien weitläufig bekannt. Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren anschließend über die Offenheit, aber auch über die kompetenten Ausführungen der angehenden Abiturientinnen hellauf begeistert.

Alles in allem stellte das Sozialforum eine gelungene Veranstaltung dar, deren Fortsetzung zu einem späteren Zeitpunkt begrüßenswert wäre – insbesondere wenn an erste Ergebnisse aus dem Sozialforum angeknüpft werden kann.

Text: Alexander Fels (Oktober 2016)
Foto: P. Hauns


Begegnung mit einem polnischen Parlamentsabgeordneten

Gespräch mit Wojciech Murdzek in Kooperation mit der Kulturinitiative e.V.

Wojciech-Murdzek

Am 15.7.2016 fand in der Aula des JKG von 8.30 – 10:00 das von Kulturinitiative ermöglichte und mit Matthias Fuchs gemeinsam vorbereitete Gespräch zw. SchülerInnen des JKG und dem polnischen Parlamentsabgeordneten Wojciech Murdzek statt.

Zu Beginn konnten die SchülerInnen einer Einführung in die Geschichte Polens von Nathalie Murdzek, Studentin für europäische Diplomatie, folgen. Zu sehen, dass Polen für viele Jahre von der Landkarte verschwunden war, lässt die Sorge Polens und das Anliegen einer starken Präsenz der Nato besser verstehen, wie es die Nachfrage des Kollegen Mathias Fuchs nochmals verdeutlichte.

Zunächst berichtete Herr Murdzek über seine lange politische Erfahrung aus Schweidnitz (Nähe Kreissau) und schilderte besonders die 12 – jährige Arbeit als Oberbürgermeister. Das ließ hinter dem Politiker auch die Person zum Vorschein treten, die sich um die Anliegen der Menschen in einer etwa doppelt so großen Stadt wie Bruchsal kümmerte.

Danach begann die Fragerunde zu den heißen Themen. In letzter Zeit ist Polen durch politische Entscheidungen (Umstrittene Mediengesetze, Entfernung der EU-Flaggen, bedenkliche Justizreform) aufgefallen, was in der westlichen Öffentlichkeit viele Fragen aufgeworfen hatte. Dem gingen wir, zum Teil unterstütz mit kurzen Tagesschauausschnitten nach. Die Einbettung der umstrittenen Themen in die 600 anderen Gesetze, die die jetzige Regierung in der bisherigen Arbeitsphase beschloss, öffnete einen zu engen Blick auf mediale Schlagzeilen. Herr Murdzek ging näher auf die Unterstützung der kinderreichen Familien mit der deutlichen Erhöhung des Kindergeldes und auf den Sozialen Wohnungsbau als einem möglichen stufenweisen Übergang in das private Eigentum ein. So verstand man, dass es nicht nur um die Themen geht, die in den Medien „heiß gehandelt“ werden.

Aber auch hinsichtlich der umstrittenen Themen war einmal eine andere Sichtweise sehr förderlich für ein persönliches Urteil. Zu hören, dass die polnischen Medien zu einem hohen Prozentsatz in den Händen des Axel Springer Verlages sind, wirft auch ein Licht auf mediale Aufregung und lässt ein kritisches Bewusstsein in den Schülern wachsen. Das klare Ja zu Europa war für viele eine Überraschung angesichts der Meldungen, dass bei den polnischen Plenarsitzungen die Europaflaggen fehlen. Ist das im Deutschen Bundestag auch so? Das kann man leicht nachprüfen. Den Streit um die Verfassungsrichter bettete er ein in die grundsätzliche Bedeutung des Verfassungsgerichtes, das in Polen für 9 Jahre gewählt wird und eben in die (zu Unrecht) getätigten Entscheidungen der Vorgängerregierung, die sich damit ihren Einfluss wahren wollte. Es stand deutlich eine andere Sicht auf gewisse Entscheidungen Polens im Raum. Die Schüler fragten kritisch nach und fanden sich herausgefordert zur eigenen Urteilsbildung. All diese Aspekte werden in einer Nachbesprechung von den anwesenden Kollegen wieder aufgegriffen.

Auf Schulischer Ebene fand der seit 1992 zw. Deutschland und Polen bestehende Nachbarschaftsvertrag eine Konkretisierung in der Begegnung mit den Schüler des JKGs. Dass fast gleichzeitig ein deutsch-polnisches Geschichtsbuch auf dem Markt erschien, unterstreicht die Aktualität dieser Begegnung.

Text und Foto: Hubert Keßler (Juli 2016)


Europa lebt vom Mitmachen

Neigungskurs Gemeinschaftskunde zu Besuch im Europaparlament in Straßburg

Europaparlament-Juli-2016

Das Ziel der Exkursion des Neigungskurses Gemeinschaftskunde unter der Leitung von Alexander Fels war in diesem Monat die Europäische Hauptstadt Straßburg. Markanteste Station war das Europäische Parlament mit dem Besuch einer Plenarsitzung und einer Diskussionsrunde mit dem Europaabgeordneten Daniel Caspary MdEP (CDU).

Im Innenhof des Parlamentes angekommen wurden wir von einem Mitarbeiter von Herrn Caspary bereits erwartet und nach dem üblichen Sicherheits-Check direkt auf die Besuchertribüne des Plenarsaals geführt. Die Dimension des Plenarsaals für die 751 Abgeordneten, insbesondere auch dessen Medienausstattung – unter anderem mit Simultan-Dolmetscher-Service in derzeit 24 Sprachen – aber auch die Abläufe im Plenum waren höchst beeindruckend.

Nach der Beobachtung der Plenardebatte stand ein Treffen mit dem nordbadischen Europaabgeordneten Daniel Caspary MdEP (CDU) auf dem Programm, der einen kurzen Abriss über die Arbeitsweise des Parlaments und dessen Ausschüsse gab. Einer kompakten Präsentation seines eigenen Werdegangs und der Darlegung seiner Zuständigkeit im Parlament schloss sich ein Dialog mit uns an, bei dem kein Thema ausgespart blieb. Besonders interessant waren die hochbrisanten Themen „TTIP“ und „Brexit“.

Als Volkswirt engagiert sich Caspary vorrangig im Ausschuss für Internationalen Handel, in dem er als Koordinator (Sprecher) für seine Fraktion tätig ist. „Europa lebt vom Mitmachen – lassen Sie uns in Kontakt bleiben!“ verabschiedete sich Caspary nach dem Gespräch von uns.

Text: pm / Fs (Juli 2016)
Foto: Sven Maier



Klasse 9e erlebt Gerichtsverhandlung hautnah

Exkursion im Rahmen des Gemeinschaftskunde-Unterrichts zum Amtsgericht Bruchsal

Amtsgericht-Juli-2016

Am Donnerstag, den 16. Mai 2016 waren wir, die Klasse 9e, mit unserem Gemeinschaftskundelehrer Herr Fels und Frau Stein zu Besuch bei einem Prozess im Amtsgericht. Als wir vor ein paar Wochen schon den Titel „räuberische Erpressung“ gehört haben, war viel Platz für Spekulationen. Nachdem die Angeklagten dann mit Hand- und Fußfesseln den Gerichtssaal betraten, waren wir dann alle doch sehr beeindruckt.

Zu Beginn betrat der Richter den Raum und alle standen auf. Anschließend las die Staatsanwältin die Anklage vor, wodurch der Sachverhalt schon klarer wurde. Es ging um drei JVA-Insassen, die letztes Jahr in Bruchsal in Haft waren. Zwei dieser Inhaftierten haben den Dritten, der während des Prozesses auch eine Aussage gemacht hat, für seine ADHS-Medikamente erpresst. Als dieser ihnen die Medikamente nicht mehr geben wollte, riefen sie ihn eines Tages in ihre Zelle, in der dann einer der Angeklagten den Erpressten fast bis zur Ohnmacht würgte.

Nachdem der Richter noch den Bundeszentralregisterauszug der Angeklagten vorlas, hörten wir, dass einer der beiden Angeklagten sogar schon seine Vermieterin umgebracht hatte. Spätestens ab diesem Moment waren wir dann alle ziemlich beeindruckt. Einer der beiden Angeklagten bekam zusätzlich zu seiner lebenslänglichen Haftstrafe weitere 6 Jahre hinzu. Nach dem Prozess konnten wir dann dem Richter und der Staatsanwältin noch Fragen stellen und erhielten so noch einige Hintergrundinformationen. Alles in allem war es eine spannende Erfahrung mal einen Prozess so ganz real und nicht gespielt wie bei „Richter Alexander Hold“ oder „Richterin Babara Salesch“ zu erleben.

Text: Lisa Puteick (Klasse 9e)
Foto: Fatma Stein (Juli 2016)



Aktien, Derivate, Hedgefonds

Gemeinschaftskundekurs besucht die Deutsche Börse

Börse

Aktien, Derivate, Hedgefonds, Leitzins, Eurokrise – mit diesen Begriffen beschäftigte sich der vierstündige Gemeinschaftskundekurs des Justus-Knecht-Gymnasiums „vor Ort“, beim Besuch der Börse in Frankfurt am Main.

Die Gemeinschaftskundelehrer Mathias Fuchs und Dominik Petko hatten sich mit ihren Schülerinnen und Schülern auf den Weg in die Main-Metropole gemacht, um sich auf dem Börsenparkett exklusiv über verschiedene Finanzprodukte und die Entwicklung der Frankfurter bzw. Deutschen Börse zu informieren. Auch die Europäische Zentralbank war Thema. Die aktuelle Leitzinsentscheidung wurde mit Fachleuten diskutiert, die Folgen und Chancen beleuchtet.

Besonders aufregend war der Besuch im Börsensaal, wo auf der Anzeigentafel die Entwicklung des Dax und die Schwankungen live zu beobachten waren, ebenso wie die hektische Arbeit der Börsenmakler. Auch die obligatorische Live-Schaltung der verschiedenen Fernsehsender auf das Börsenparkett stand auf dem Programm.

Natürlich bietet Frankfurt am Main mehr als nur die Börse. So verstand es sich von selbst, dass die Schülerinnen und Schüler die Innenstadt erkundeten, den bekannten „Römer“, das Rathaus der Stadt, und natürlich die Paulskirche, wo 1848/1849 erstmals die Grundrechte festgeschrieben und somit die Vorlage für unser heutiges Grundgesetz geschaffen wurde.



Text: Bl (Mai 2016)
Foto: N.N.



Vortrag und Diskussion mit Prof. Flassbeck

SchülerInnen des JKG diskutieren mit renommiertem Wirtschaftswissenschaftler

Prof. Flassbeck

Wirtschaft, Gemeinschaftskunde (Politik) und Geographie als vierstündiges Fach sind fester Bestandteil des Fächerkanons in der Kursstufe am Justus-Knecht-Gymnasium. Ein oder zwei Kurse gibt es pro Jahrgang, und die erhalten regelmäßig Informationen aus erster Hand, von externen Fachleuten „der ersten Reihe“. So konnte unsere Schule am letzten Schultag vor den Osterferien den langjährigen Chef-Ökonomen der Welthandelsorganisation UNCTAD (für Welthandel und Entwicklung) begrüßen. Prof. Dr. Heiner Flassbeck, ehem. Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen, leitete von 2002 bis Ende 2012 als „Chief of Macroeconomics and Development“ die UNO-Organisation in Genf, bis er altersbedingt in den Ruhestand versetzt wurde. Den Kontakt zu dem weltweit bekannten und renommierten Ökonomen stellte der Gemeinschaftskundelehrer Mathias Fuchs her.

In seinem einstündigen Vortrag „Die Volkswirtschaft jenseits von Ideologien und Vorurteilen“ präsentierte Prof. Dr. Flassbeck in der Aula unserer Schule seine Überlegungen zur Bewältigung der Eurokrise, zur Arbeitsmarkt- und Lohnsituation, zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, zur Globalisierung und weiteren interessanten Aspekten rund um das wirtschaftliche Geschehen in Deutschland, Europa und der Welt. Dabei hat er insbesondere die „negative Rolle“ Deutschlands innerhalb der europäischen Währungsunion hervorgehoben und kritisiert, dass man hierzulande unter seinen Verhältnissen lebte. Auf der anderen Seite hätten die südlichen Länder der Eurozone über ihre Verhältnisse gelebt. Als Lösungsmöglichkeit sieht er daher nur eine massive Lohnerhöhung in Deutschland, damit andere Länder wieder wirtschaftlich aufschließen könnten.

Im Anschluss an den Vortrag nutzen die Schülerinnen und Schüler die Chance, ihre Fragen zu allen wirtschaftlichen Themen zu stellen. Die Fragen wurden von Heiner Flassbeck „schülergerecht“ beantwortet. Die Veranstaltung war der perfekte Abschluss zur Abiturvorbereitung für die Gemeinschaftskunde-, Wirtschafts- und Geographiekurse.


Der Vortrag und die Diskussion können unter folgenden Links angesehen werden:

Prof. Dr. Heiner Flassbeck – „Die Volkswirtschaft jenseits von Ideologien und Vorurteilen“

Angehende Abiturienten diskutieren mit Prof. Dr. Heiner Flassbeck


Text: Bl (März 2016)
Foto: Fu



Von wegen Politikverdrossenheit

JKG-Schüler diskutieren mit Vizekanzler und Außenminister

Treffen-mit-Vizekanzler-Okt-2015

Politikunterricht einmal anders: Der vierstündige Gemeinschaftskundekurs des Justus-Knecht-Gymnasiums machte sich am Sonntag, den 11.10.2015 zusammen mit dem Fachlehrer, Herrn Fuchs auf den Weg nach Mainz zum Zukunftskongress der SPD. Die Möglichkeit eröffnete sich, da die Schülerinnen und Schüler im Themengebiet Politik allen großen Parteien Deutschlands einen Brief mit Anregungen und Fragen geschickt hatten. In ihrer Antwort lud die SPD nach Mainz ein, um dort einmal „Politik hautnah zu erleben“.

In der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt angekommen, waren die Schülerinnen und Schüler positiv überrascht, konnten sie doch bekannte Politiker wie Sigmar Gabriel, Frank-Walter Steinmeier, Heiko Maas, Manuela Schwesig, Kurt Beck und Malu Dreyer aus nächster Nähe erleben. Im direkten Gespräch mit dem Vizekanzler Sigmar Gabriel diskutierten sie angeregt über aktuelle politische Themen und das Problem der jugendlichen Politikverdrossenheit. Nach einer kurzen Mittagspause nahmen sie am Workshop „Für eine friedliche und gerechte Welt“ mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und drei weiteren Experten teil. In einer Podiumsdiskussion erhielt jeder die Möglichkeit, seine Fragen und Beiträge einzubringen. So erfuhr der Kurs viel über die außenpolitischen Lagen in den verschiedenen Krisengebieten der Welt. Die Fragen wurden von den Politikern aufgegriffen und ausführlich diskutiert und beantwortet.

„Obwohl wir keine Parteimitglieder sind, waren alle sehr zuvorkommend und offen in den Gesprächen“, freuten sich die Schülerinnen und Schüler. „Natürlich ließen wir die Möglichkeit nicht verstreichen um Bilder mit den namhaften Politikern zu machen“. Zuhause angekommen waren sie allerdings überrascht über die Medienberichterstattung, die sich nicht unbedingt mit ihren Eindrücken deckte. Als Resümee des Tages lässt sich festhalten, dass „wir endlich Politik in der Praxis erleben durften und so unser gelerntes Wissen vom vergangenen Jahr anwenden konnten“.

Text: Bl (Oktober 2015)
Foto: N.N.


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